Jedes Jahr geht es wieder von vorne los: Wer spielt in welcher Liga? Wer steigt auf/ ab/ um? Landesliga, Oberliga, Bayernliga oder Witzliga? Was soll dieser ganze Liga-Quatsch?
Wir spielen Football und wir identifizieren uns mit unserem Sport, aber wir sind nicht in der Lage eine eigene Identität und eine eigene Sport-Kultur aufzubauen. Wir sind eine Randsportart, aber haben die Ligenstruktur der großen Sportarten angenommen und wir trauen uns nicht mal was Neues auszuprobieren.
Letztendlich haben die Ligen als Darstellung von Leistungsklassen versagt. Nehmen wir mal Bayern (meine Heimat): Hier wird in 7 Ligen gespielt - von GFL bis runter in die Aufbauliga, d.h. es gibt 5 Ligen unterhalb der GFL-Klassen! Aber das heißt noch lange nicht, dass es wirklich 5 Leistungsklassen gibt. Landesliga-Teams (6.Liga) hätten diese Saison durchaus auch Regionalliga-Teams (die Absteiger beispielsweise) schlagen können und Aufbauliga-Teams (7. Liga) sahen im Bezug auf Personaldecke und Spielstärke besser aus als manches Verbandsliga-Team (5. Liga). Grundsätzlich denke ich, dass es 3 Leistungsklassen in Bayern gibt: 1. eine Leistungselite bestehend aus den GFL-Teams und guten Regionalliga-Teams; 2. eine breite Masse an guten Teams, die aber athletisch, organisatorisch oder spielerisch nicht an das Potential der Leistungselite heran reichen und 3. die kleinen, kämpfenden Teams, die wenige Spieler und/oder wenig Erfahrung haben oder einfach ums Überleben kämpfen.
3 Leistungsklassen, dass erinnert doch sehr stark an die USA und die NCAA mit ihren drei Divisions. Kein Zufall, ich bin schon lange der Meinung, wir sollten uns mehr an den "Ligastrukturen" des US-College- und High-School-Footballs orientieren und nicht so sehr an der europäischen Ligastruktur. Aber ein Footballdeutschland mit nur 3 Ligen? Ja, so schnell wird es wohl nicht gehen, deshalb sollte man das Modell erstmal auf Landesebene ausprobieren:
Die BFL - die Bayrische Football-Liga!
Betrachten wir mal die Ausgangslage: Bayern ist das flächengrößte Bundesland und hat nach NRW die zweit meisten Einwohner in Deutschland. Letzte Saison (2009) gab unterhalb der Regionalliga 4 Ligen mit insgesamt 20 aktiven Mannschaften. Die Teams haben sich wie folgt verteilt: Bayernliga 6 Teams; Verbandsliga 5 Teams; Landesliga 3 Teams (!!!) und Aufbauliga 6 Teams. Alle Ligen haben bayernweit gespielt.
Und jetzt kommt die BFL 2010: Alle Ligen unterhalb der Bayernliga werden abgeschafft und es wird eine große, in lokale Gruppen unterteilte, BFL geben. Nun alle Ligen sollte man vielleicht doch nicht abschaffen, unterhalb der BFL sollte auf jeden Fall noch Platz für eine Aufbauliga sein.
Ich möchte mein Gedanken-Modell "BFL" besser veranschaulichen, deshalb habe ich 19 Mannschaften genommen und präsentiere eine fiktive BFL 2010:
(Disclaimer: Die Mannschaften habe ich nach folgenden Gesichtspunkten ausgesucht:
- aktive Mannschaften von 2009, die nicht in die Regionalliga sportlich aufgestiegen sind
- Aufbauligamannschaft, die ohne Spielabsage die Saison 2009 beendet haben
- Regionalligamannschaften, die sportlich abgestiegen sind
Die ganze Auswahl hat ohne Wertung stattgefunden, es wurden keine Gerüchte bezüglich der Saison 2010 berücksichtigt und das zur Zeit stattfindende Lizenzierungsverfahren wurde ebenfalls nicht berücksichtigt. Die Aufstellung dient nur als Beispiel)
BFL 2010 | ||
BFL Nord 1. Albertshofen 2. Bamberg 3. Schweinfurt 4. Würzburg |
BFL Mitte 1. Bayreuth 2. Erlangen 3. Fürth 4. Nürnberg | BFL Ost 1. Amberg 2. Kümmersbruck 3. Straubing |
BFL West 1. Augsburg 2. Ingolstadt 3. Königsbrunn 4. Landsberg | BFL Süd 1. Burghausen 2. Erding 3. München (Rangers) 4. Rosenheim |
Der Spielmodus der BFL orientiert sich auch ein wenig an den College- oder High-School-Football-Spielplänen. Jedes Team spielt Hin- und Rückspiel innerhalb seiner Gruppen (= 6 Spiele bzw. 4 Spiele), dazu kommen 2 bzw. 4 Interconference-Spiele. Die Interconference-Spiele bestehen nicht aus Hin- und Rückspiel innerhalb einer Saison, sondern man spielt im ersten Jahr das Hinspiel und im darauffolgenden Jahr das Rückspiel, das bedeutet, dass man mit den zwei Interconference-Spielen auch gegen zwei unterschiedliche Teams antritt. Insgesamt besteht die Punkte-Runde aus 8 Spielen, genug Spiele für die personal starken Mannschaften und nicht zu viele Spiele für die etwas dünner besetzten Teams. Nach der Punkte-Runde gibt es die Playoffs mit den 8 besten Teams (5 Gruppensieger plus die 3 Mannschaften mit der besten Bilanz), daraus ergeben sich 3 Runden aus Viertel- und Halbfinale und natürlich einem Finale, der bayrischen Meisterschaft oder Bayern Bowl. Am Ende werden die zwei besten Teams Bayern insgesamt 11 Spiele ausgetragen haben.
Natürlich ist mir bewusst, dass die Erstellung des Spielplans mit einigen Problemen verbunden ist. In meinem Modell haben wir 5 Gruppen, d.h. die Interconference-Spiele gehen nicht auf. Einige Teams würden nur 7 Spiele haben...aber die lokalen Gruppen innerhalb einer Liga erlauben auch etwas mehr Flexibilität, da man Teams nicht zwangsab- und -aufsteigen lassen muss, um Ordnung zu schaffen. Dann gibt es halt nur 4 Gruppen.
Auch wenn das Modell nicht perfekt ist, es hat auf jeden Fall einige Vorteile, die man erwähnen sollte:
1. Kürzere Fahrtwege
Wenn Teams nicht mehr kreuz und quer durch Bayern fahren müssen, dann wirkt sich das nicht nur positiv auf den Etat aus, sondern auch auf die Umwelt. In Zeiten wo alles nur noch um CO2-Ausstoß geht, kann der Verband auf jeden Fall in der Öffentlichkeit Plus-Punkte sammeln, wenn er eine "grüne" Liga einführt. Und ein bisschen Hausieren gehen mit populär-publizistischen Themen sollte jede Öffentlichkeitsarbeit beinhalten.
2. Höhere Zuschauerzahlen
Wie weit fahren wohl die eigenen Fans? Die wenigsten fahren länger als 1 Stunde, um sich ein Auswärtsspiel des eigenen Vereins anzuschauen. Vielleicht kommen aber mehr mit, wenn die Mannschaften in lokalen Gruppen zusammenspielen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass unser Zuschauerrekord beim Heimspiel gegen Fürth (17km Entfernung) aufgestellt wurde, weil die Fürther einfach ne Menge Fans mitgebracht haben.
3. Eine bessere Regionalliga
Wenn jedes Jahr das beste Team Bayerns in die Regionalliga aufsteigt, dann wird sich auf lange Sicht auch dort das Niveau wieder verbessern. Es gab immer wieder Saisons, wo die Bayernliga eher schwach war und letztendlich der Erste zwar aufgestiegen ist, aber es durchaus Teams unterhalb der Bayernliga gab, die klar besser waren. In der BFL ist das nicht mehr möglich, um Meister zu werden, muss man besser als alle anderen Teams sein.
4. Ein bayrisches Endspiel
Was lässt sich für den Verband und die Vereine besser vermarkten? Ein bayrisches Endspiel oder ein Landesliga-, Verbandsliga-, Bayernliga- oder Aufbauligameister? Ich glaube, ein Endspiel bringt auf jeden Fall mehr Publicity als Ligen, die zwei Spieltage vor Ende entschieden sind. Wenn der BR mal ein Kamerateam losschickt, dann doch eher zu einem Finalspiel als zum 9.Spieltag. Egal, welche Sportart man nimmt, ein Endspiel zieht einfach mehr Menschen an als einfache Ligaspiele! Bayern braucht ein Finale!
Ich zweckentfremde mal einen Umweltschutzslogan aus den 70er: "Think globally, act locally!". Wenn wir wirklich Football voranbringen wollen, dann sollten wir klein anfangen. Was bringen uns 7 Ligen quer über einen Flächenstaat verteilt, wenn wir die Teams lokal bündeln können und so in einer Region mehr Footballfieber auslösen können. Man sollte die Wirkung von Lokalderbys nicht unterschätzen. Wobei auch in der fiktiven BFL immer noch große Strecken zurückgelegt werden müssen, aber das ist kein Vergleich zu den Strecken die zum Beispiel Rosenheim (5.Liga) in der Saison 2009 zurücklegen musste (die kürzeste Auswärtsfahrt betrug 240km, die längste 360km, einfach!).
Ich halte die ganzen Ligen in Bayern für überholt und letzte Saison waren viele Teams mit der Einteilung unzufrieden. Es ist Zeit für was neues! Brauchen wir wirklich Aufsteiger und Absteiger? Oder ist die Zeit endlich reif für Playoff-Spots und Endspiel-Teilnehmer?
Mir gefällt die Idee einer großen Bayernliga und wenn diese Idee auch anderen Teams gefallen sollte, dann steht der BFL ja nichts mehr im Weg. GO BFL 2010!
2. Dezember 2009 um 21:17
Super geschrieben, bin voll deiner Meinung
3. Dezember 2009 um 12:37
Hell Yeah!!! Bin voll dabei! BFL 2010!!!
5. Dezember 2009 um 13:06
Ich bin zwar Niedersachse, finde die Idee aber Verfolgungswert. Auch auf Niedersachsen anwendbar. Gerade kurze Fahrten und Regionale Derbys sind von Vorteil. Wirst Du die Idee dem Verband vortragen?
5. Dezember 2009 um 13:19
Ich hab einen Link von diesem Post an die drei Leute im bayrischen Verband geschickt, die es interessieren könnte.
Letztendlich ist es ja nur eine Idee, kein Antrag oder eine Forderung...
Die Vereine in Bayern müssen so eine Idee verfolgen oder darüber diskutieren oder andere Ideen hervorbringen. Schließlich geht es mir darum die Dogmen zu hinterfragen...etwas weitermachen, nur weil es immer so gemacht wurde, ist nicht gerade ein Innovationsmotor!
6. Dezember 2009 um 18:16
BFL GO! Super ausgearbeitet
11. Dezember 2009 um 12:59
Finde die Idee auch sehr gut! In der Landesliga 3 oder 4 mal gegen die selbe Mannschaft zu spielen (Ingolstadt- Augsburg) ist weder für Spieler noch für Zuschauer motivierend, auch das Argument mit den zwischen den unteren Ligen kaum vorhandenen Leistungsunterschieden würde ich unterstützen.
14. Februar 2010 um 10:59
Schick die Links bitte auch mal den Verantwortlichen von NRW, tolle Idee SchanzerX!
6. Juli 2010 um 09:28
Dann lasset uns doch bereits einmald as hoffen anfangen: Go BFL 2011 :P