Ein deutscher Football-Blog

Mittwoch, 2. Dezember 2009

SchanzerX schreit "Ligareform" und meint es ernst!

Jedes Jahr geht es wieder von vorne los: Wer spielt in welcher Liga? Wer steigt auf/ ab/ um? Landesliga, Oberliga, Bayernliga oder Witzliga? Was soll dieser ganze Liga-Quatsch?
Wir spielen Football und wir identifizieren uns mit unserem Sport, aber wir sind nicht in der Lage eine eigene Identität und eine eigene Sport-Kultur aufzubauen. Wir sind eine Randsportart, aber haben die Ligenstruktur der großen Sportarten angenommen und wir trauen uns nicht mal was Neues auszuprobieren.

Letztendlich haben die Ligen als Darstellung von Leistungsklassen versagt. Nehmen wir mal Bayern (meine Heimat): Hier wird in 7 Ligen gespielt - von GFL bis runter in die Aufbauliga, d.h. es gibt 5 Ligen unterhalb der GFL-Klassen! Aber das heißt noch lange nicht, dass es wirklich 5 Leistungsklassen gibt. Landesliga-Teams (6.Liga) hätten diese Saison durchaus auch Regionalliga-Teams (die Absteiger beispielsweise) schlagen können und Aufbauliga-Teams (7. Liga) sahen im Bezug auf Personaldecke und Spielstärke besser aus als manches Verbandsliga-Team (5. Liga). Grundsätzlich denke ich, dass es 3 Leistungsklassen in Bayern gibt: 1. eine Leistungselite bestehend aus den GFL-Teams und guten Regionalliga-Teams; 2. eine breite Masse an guten Teams, die aber athletisch, organisatorisch oder spielerisch nicht an das Potential der Leistungselite heran reichen und 3. die kleinen, kämpfenden Teams, die wenige Spieler und/oder wenig Erfahrung haben oder einfach ums Überleben kämpfen.
3 Leistungsklassen, dass erinnert doch sehr stark an die USA und die NCAA mit ihren drei Divisions. Kein Zufall, ich bin schon lange der Meinung, wir sollten uns mehr an den "Ligastrukturen" des US-College- und High-School-Footballs orientieren und nicht so sehr an der europäischen Ligastruktur. Aber ein Footballdeutschland mit nur 3 Ligen? Ja, so schnell wird es wohl nicht gehen, deshalb sollte man das Modell erstmal auf Landesebene ausprobieren:

Die BFL - die Bayrische Football-Liga!

Betrachten wir mal die Ausgangslage: Bayern ist das flächengrößte Bundesland und hat nach NRW die zweit meisten Einwohner in Deutschland. Letzte Saison (2009) gab unterhalb der Regionalliga 4 Ligen mit insgesamt 20 aktiven Mannschaften. Die Teams haben sich wie folgt verteilt: Bayernliga 6 Teams; Verbandsliga 5 Teams; Landesliga 3 Teams (!!!) und Aufbauliga 6 Teams. Alle Ligen haben bayernweit gespielt.

Und jetzt kommt die BFL 2010: Alle Ligen unterhalb der Bayernliga werden abgeschafft und es wird eine große, in lokale Gruppen unterteilte, BFL geben. Nun alle Ligen sollte man vielleicht doch nicht abschaffen, unterhalb der BFL sollte auf jeden Fall noch Platz für eine Aufbauliga sein.
Ich möchte mein Gedanken-Modell "BFL" besser veranschaulichen, deshalb habe ich 19 Mannschaften genommen und präsentiere eine fiktive BFL 2010:

(Disclaimer: Die Mannschaften habe ich nach folgenden Gesichtspunkten ausgesucht:
- aktive Mannschaften von 2009, die nicht in die Regionalliga sportlich aufgestiegen sind
- Aufbauligamannschaft, die ohne Spielabsage die Saison 2009 beendet haben
- Regionalligamannschaften, die sportlich abgestiegen sind
Die ganze Auswahl hat ohne Wertung stattgefunden, es wurden keine Gerüchte bezüglich der Saison 2010 berücksichtigt und das zur Zeit stattfindende Lizenzierungsverfahren wurde ebenfalls nicht berücksichtigt. Die Aufstellung dient nur als Beispiel)


BFL 2010
BFL Nord
1. Albertshofen
2. Bamberg
3. Schweinfurt
4. Würzburg
BFL Mitte
1. Bayreuth
2. Erlangen
3. Fürth
4. Nürnberg
BFL Ost
1. Amberg
2. Kümmersbruck
3. Straubing
BFL West
1. Augsburg
2. Ingolstadt
3. Königsbrunn
4. Landsberg
BFL Süd
1. Burghausen
2. Erding
3. München (Rangers)
4. Rosenheim
 

Der Spielmodus der BFL orientiert sich auch ein wenig an den College- oder High-School-Football-Spielplänen. Jedes Team spielt Hin- und Rückspiel innerhalb seiner Gruppen (= 6 Spiele bzw. 4 Spiele), dazu kommen 2 bzw. 4 Interconference-Spiele. Die Interconference-Spiele bestehen nicht aus Hin- und Rückspiel innerhalb einer Saison, sondern man spielt im ersten Jahr das Hinspiel und im darauffolgenden Jahr das Rückspiel, das bedeutet, dass man mit den zwei Interconference-Spielen auch gegen zwei unterschiedliche Teams antritt. Insgesamt besteht die Punkte-Runde aus 8 Spielen, genug Spiele für die personal starken Mannschaften und nicht zu viele Spiele für die etwas dünner besetzten Teams. Nach der Punkte-Runde gibt es die Playoffs mit den 8 besten Teams (5 Gruppensieger plus die 3 Mannschaften mit der besten Bilanz), daraus ergeben sich 3 Runden aus Viertel- und Halbfinale und natürlich einem Finale, der bayrischen Meisterschaft oder Bayern Bowl. Am Ende werden die zwei besten Teams Bayern insgesamt 11 Spiele ausgetragen haben.
Natürlich ist mir bewusst, dass die Erstellung des Spielplans mit einigen Problemen verbunden ist. In meinem Modell haben wir 5 Gruppen, d.h. die Interconference-Spiele gehen nicht auf. Einige Teams würden nur 7 Spiele haben...aber die lokalen Gruppen innerhalb einer Liga erlauben auch etwas mehr Flexibilität, da man Teams nicht zwangsab- und -aufsteigen lassen muss, um Ordnung zu schaffen. Dann gibt es halt nur 4 Gruppen.

Auch wenn das Modell nicht perfekt ist, es hat auf jeden Fall einige Vorteile, die man erwähnen sollte:

1. Kürzere Fahrtwege
Wenn Teams nicht mehr kreuz und quer durch Bayern fahren müssen, dann wirkt sich das nicht nur positiv auf den Etat aus, sondern auch auf die Umwelt. In Zeiten wo alles nur noch um CO2-Ausstoß geht, kann der Verband auf jeden Fall in der Öffentlichkeit Plus-Punkte sammeln, wenn er eine "grüne" Liga einführt. Und ein bisschen Hausieren gehen mit populär-publizistischen Themen sollte jede Öffentlichkeitsarbeit beinhalten.

2. Höhere Zuschauerzahlen
Wie weit fahren wohl die eigenen Fans? Die wenigsten fahren länger als 1 Stunde, um sich ein Auswärtsspiel des eigenen Vereins anzuschauen. Vielleicht kommen aber mehr mit, wenn die Mannschaften in lokalen Gruppen zusammenspielen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass unser Zuschauerrekord beim Heimspiel gegen Fürth (17km Entfernung) aufgestellt wurde, weil die Fürther einfach ne Menge Fans mitgebracht haben.

3. Eine bessere Regionalliga
Wenn jedes Jahr das beste Team Bayerns in die Regionalliga aufsteigt, dann wird sich auf lange Sicht auch dort das Niveau wieder verbessern. Es gab immer wieder Saisons, wo die Bayernliga eher schwach war und letztendlich der Erste zwar aufgestiegen ist, aber es durchaus Teams unterhalb der Bayernliga gab, die klar besser waren. In der BFL ist das nicht mehr möglich, um Meister zu werden, muss man besser als alle anderen Teams sein.

4. Ein bayrisches Endspiel
Was lässt sich für den Verband und die Vereine besser vermarkten? Ein bayrisches Endspiel oder ein Landesliga-, Verbandsliga-, Bayernliga- oder Aufbauligameister? Ich glaube, ein Endspiel bringt auf jeden Fall mehr Publicity als Ligen, die zwei Spieltage vor Ende entschieden sind. Wenn der BR mal ein Kamerateam losschickt, dann doch eher zu einem Finalspiel als zum 9.Spieltag. Egal, welche Sportart man nimmt, ein Endspiel zieht einfach mehr Menschen an als einfache Ligaspiele! Bayern braucht ein Finale!

Ich zweckentfremde mal einen Umweltschutzslogan aus den 70er: "Think globally, act locally!". Wenn wir wirklich Football voranbringen wollen, dann sollten wir klein anfangen. Was bringen uns 7 Ligen quer über einen Flächenstaat verteilt, wenn wir die Teams lokal bündeln können und so in einer Region mehr Footballfieber auslösen können. Man sollte die Wirkung von Lokalderbys nicht unterschätzen. Wobei auch in der fiktiven BFL immer noch große Strecken zurückgelegt werden müssen, aber das ist kein Vergleich zu den Strecken die zum Beispiel Rosenheim (5.Liga) in der Saison 2009 zurücklegen musste (die kürzeste Auswärtsfahrt betrug 240km, die längste 360km, einfach!).
Ich halte die ganzen Ligen in Bayern für überholt und letzte Saison waren viele Teams mit der Einteilung unzufrieden. Es ist Zeit für was neues! Brauchen wir wirklich Aufsteiger und Absteiger? Oder ist die Zeit endlich reif für Playoff-Spots und Endspiel-Teilnehmer?

Mir gefällt die Idee einer großen Bayernliga und wenn diese Idee auch anderen Teams gefallen sollte, dann steht der BFL ja nichts mehr im Weg. GO BFL 2010!

Samstag, 10. Oktober 2009

SchanzerX twittert Football - Live-Kommentare aus dem Internet

In letzter Zeit bin ich nicht soviel zum Bloggen gekommen. Aber ich habe das Projekt "SchanzerX spricht Football" noch lange nicht aufgegeben. Es werden weiterhin Posts hinzukommen und ich werde versuchen die Zeiträume zwischen den Einträge etwas kurzer zu machen.

Wer es etwas aktueller und schneller haben will, der kann mich auf Twitter verfolgen. Ich twittere wesentlich öfter als ich blogge und ich geb Kommentare zu Live-Spielen ab, die auf EspnAmerica gezeigt werden.


Die ersten Live-Game-Kommentare gabs beim German Bowl und heute werde ich auch wieder etwas twittern. Auburn-Arkansas und Alabama-Ole Miss steht auf dem Plan. Also schauen und SchanzerX lesen!

Freitag, 9. Oktober 2009

Clock-Management - eine vergessene Kunst

Ich sitze gerade vor meinem Fernseher und schaue mir Ohio State gegen USC an. Die Trojan scoren kurz vor der Halbzeit und gehen mit einem 10:10 in die Pause. Das ist ein ziemlich guter Zwischenstand für die Süd-Kalifonier, wenn man bedenkt, dass sie in der ersten Halbzeit den Ball kaum bewegt haben. Mit vier Sekunden auf der Uhr kam der Touchdown...tja, die vier Sekunden hätte USC überhaupt nicht mehr gehabt, wenn Ohio State etwas besser die Uhr kontrolliert hätte. Die letzte Possession der Buckeyes begann mit 1:48 auf der Uhr (USC hatte keine Timeouts mehr) und das haben sie gemacht: Pass incomplete, 7-Yard-Lauf, Pass incomplete, Punt --> USC bekommt den Ball mit 55 Sekunden!
Und das war das zweite Mal an diesem Abend, dass ich mich gefragt habe, ob die Coaches überhaupt die Uhr in ihr Playcalling einbeziehen. Im Spiel Michigan gegen Notre Dame vergeigen die Irish den Sieg als sie, 2:30 Minuten vor Schluss - mit der Führung im Rücken, zwei Incompletions werfen und Michigan zuviel Zeit auf der Uhr lassen. Der entscheidende Touchdown für die Wolverines kam 11 Sekunden vor Schluss!
Warum versagen Profi-Coaches immer wieder, wenn es um Clock-Management geht? Warum gibt es keinen Clock-Coach? Manche Staffs haben 20 Coaches, warum nicht noch jemanden einstellen, der die Uhr im Auge behält?

Clock-Management ist nicht so schwierig, man benötigt nur etwas Überblick und Regelkunde.
Clock-Management beginnt aber nicht erst zwei Minuten vor dem Ende einer Hälfte, grundsätzlich sollte die Uhr auch ein Teil des Gameplans sein. Seit Oklahoma und West Virginia (.u.a.) ist der Begriff "Tempo" (bitte Englisch aussprechen) in vieler Munde. Die Sooners spielen im Grunde das ganze Spiel im Two-Minute-Drill, um mehr Offense-Spielzüge aus einem Spiel zu melken, das ist ein Clock-Gameplan. In Footballdeutschland beginnen die meistens Coaches erst mit einem Clock-Gameplan, wenn es darum geht das Spiel so kurz wie möglich zu machen, weil man gerade so die Mindestspielstärke aufbringen kann. Diese Saison dürfte ich die Rosenheim Rebels beobachten, die mit zwei Spielzügen übers Feld liefen und scorten, danach beschloss der Coach, dass so die Uhr nicht runterläuft. Also haben sie für den Rest des Spiels wirklich alle 4 Downs benutzt, um First Downs zu erreichen und gewannen 38:o in knapp 2 Stunden.

Situationsbezogenes Clock-Management
In einem Bereich des Clock-Managements sind die meisten Coaches, egal ob Profis oder Amateure, relativ fit: Hurry-Up - zeitsparendes Spielen! Der Two-Minute-Drill am Ende einer Hälfte ist allgemein bekannt:
  • Ins Aus laufen
  • Ball spiken
  • No-Huddle Play Calling
  • und natürlich Timeouts nehmen

  • Allerdings erlebt man immer wieder einen Fehler, der schon vielen Teams den Sieg gekostet hat - First Downs und Timouts! In Footballdeutschland spielen wir nach College-Regeln und eine Regel besagt, dass die Uhr angehalten wird, wenn die Offense ein neues First Down erreicht. Die Uhr wird erst wieder gestartet, wenn der Ball vom Referee freigegeben wird. Das bedeutet, man bekommt 10-20 Sekunden geschenkt und kann ein neues Play reingeben. Allerdings nehmen wirklich viele Coaches in völliger Panik ein Timeout, obwohl die Uhr steht und merken erst am Ende des Spiels, dass sie noch ein Timeout gebraucht hätten. Abgesehen davon kennen die meisten Coaches und Spieler gute Hurry-Up-Taktiken.

    Ganz anders sieht es mit dem Gegenteil von Hurry-Up aus, dem taktische Zeit-runter-spielen. Viel zu vielen Coaches fehlt das Zeitgefühl, wenn sie (knapp) in Führung liegen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt geht es nicht mehr um Punkte sondern nur noch um First Downs.

    Machen wir eine kleine Rechnung:
  • 4 Spielzüge zu 6 Sekunden = 24 Sekunden
  • 3 Pausen mit laufender Gameclock zu 25 Sekunden = 1 Minute 15 Sekunden
  • Ergibt: 1 Minute 39 Sekunden pro First Down
  • Rechnen wir mit 90 Sekunden, die man pro First Down von der Spielzeit nehmen kann, dann muss man nur 10 Yards überbrücken um dem Gegner 3 Minuten wegzunehmen.

    Jede Minute, die man den Ball hält, bringt einen näher ans Ziel. Deshalb sollte man am Ende eines Spiels, wenn man in Führung liegt: LAUFEN, LAUFEN, LAUFEN und dann Punten oder WEITERLAUFEN! In der Defense muss man dafür sorgen, dass der Gegner nicht out-of-bounds rennt und der Gegner muss mehr als 1 oder 2 Downs spielen, um vier neue Versuche zu erhalten. Eine Prevent Defense ist nicht immer die beste Alternative, da die gegnerische Offense zu leicht First Downs mit dem ersten Versuch erzielen kann.
    Aber wann beginnt man am besten damit, die Zeit runter zu spielen?
    Je höher der Score, desto früher. Je langsamer man selber das Spiel mit der eigenen Offense macht, desto unwahrscheinlicher wird ein Comeback des Gegners. Geht man mit einer Drei-Score-Führung in die Halbzeit, dann sollte das den Gameplan gehörig in Richtung lauflastig verändern.

    Latest News:
    Wenn man einen Post etwa 1 Monat liegen lässt und nicht veröffentlicht, dann gibt es natürlich neuste Entwicklungen, die berücksichtigt werden müssen.
    Gestern habe ich Mizzou gegen Nebraska angeschaut und Bo Pelini (Headcoach Nebraska) hat alles richtig gemacht. Nachdem die Huskers mit 20 zu 12 in Führung gegangen sind und wieder mit ca. 5 Minuten auf der Uhr in Ballbesitz gekommen sind. Hat er sein Team laufen lassen, obwohl Nebraska bis dahin vielleicht 40 Yard Raumgewinn auf dem Boden gemacht hatte. Und Pelini wurde belohnt...die Cornhuskers haben First Downs gemacht und sogar noch einen Touchdown. Mizzou hat den Ball mit 0:56 Sekunden und 15 Punkten Rückstand zurückbekommen und das Spiel war vorbei!

    Dienstag, 2. Juni 2009

    There is no "I" in team!

    Langsam aber sicher scheint die Ära der reinen I-Formation zu Ende zu gehen. Immer mehr Teams stellen ihre Offense um und entdecken die Singleback- und Spread-Formations. Die NFL-Übertragungen in den 80er und 90er haben uns die I-Formation gebracht und die College-Spiele von ESPN-AMERICA (früher NASN) werden sie uns nehmen.





    Ich war nie ein Fan der I-Formation. Zu viele Nachteile und eine zu hohe Anforderung an das Personal. Gerade für neue Teams mit vielen Rookies war die "I" eher ein Garant für Misserfolge als eine echte "Basis"-Offense. Die I-Formation mit seinen 2 Running Backs und 3 Receivern bietet eine Balance zwischen Run-Heavy und Pass-Happy, aber verlangt auch, dass man sehr gut werfen und laufen kann. Die Blocking Schemes sind kompliziert und aufwendig, gerade bei der Pass Protection. Mein größtes Problem mit der "I"-Formation ist aber die fehlende "Deception". Alles ist offensichtlich - der beste Running Back steht in einer Linie mit dem besten Blocker, der Number One Receiver steht außen etc. Die Defense kann sich sehr leicht auf das Personal einstellen und dann läuft es auf reine Athletik raus.
    Aber nun scheint das Mindesthaltbarkeitsdatum der I-Formation abzulaufen.

    Aber warum nur? Ich glaube, das Fernsehen ist schuld. Als wir nur NFL zu sehen bekommen haben, da waren wir mit 20-30 Punkten pro Spiel zufrieden, aber die Sooners, Longhorns und Red Raiders, die uns NASN zeigte, haben alles verändert. High Octane Offenses spielen nun mal keine I-Formation. Und so beginnt die Copy-Cat-Maschinerie - frei nach Hannibal Lector: Wir begehren! Und wie beginnen wir zu begehren? Indem wir etwas täglich sehen!
    Ich glaube, wir befinden uns gerade am Anfang eines neuen Zeitalters. Letzte Saison hab ich unsere Defense gegen eine Standard-I-Formation gestellt (bevor ich die gegnerischen Teams das erste Mal gesehen hab), aber diese Saison habe ich für die Standard-Scout-Offense 50% Spread- und 50% I-Formation-Plays zusammengestellt. Von unseren 5 Gegner konnte ich bis jetzt 2 scouten und mein 50-50-Ansatz wurde bestätigt: ich sah einmal eine Standard-I-Formation und einmal eine Spread-Offense. Noch befinden wir uns am Anfang und es gibt ne Menge Teams, die Spread spielen, aber es leider nicht können. Quarterbacks, Receiver und auch Coaches müssen sich erst entwickeln, sie müssen lernen und sich verbessern.
    Hier in meiner Region spielen die Bamberg Bears diese Saison zum ersten Mal eine Spread-Offense, konnten aber noch kein Spiel gewinnen. Natürlich kommen jetzt die kritischen Stimmen, die fragen ob es richtig war vom Power-Running zum Quick Passing zu wechseln. Ich sag: "Geben wir dem Coach und der Offense eine Chance und warten erst mal ab!"

    Eine letzte Frage zum Schluss: Wie lange wird es wohl dauern bis man mit einer I-Formation zu einer Minderheit gehört?

    Montag, 1. Juni 2009

    Vorbilder: John Gagliardi

    Die meisten Spieler haben Vorbilder. NFL-Pros oder College-Hotshots, dass ist ganz egal, das Vorbild wird dann meistens als Avatar oder Signatur in den bekannten Foren präsentiert.
    Coaches haben natürlich auch Vorbilder und Mentoren, allerdings kann man diese nicht so schick präsentieren. Alte, zerknitterte Typen sind einfach kein Avatar-Material.
    Ich möchte gerne, immer mal wieder ein paar meiner Vorbilder hier in meinem Blog vorstellen, heute: John Gagliardi.

    John Gagliardi ist natürlich kein Unbekannter, die meisten Footballbegeisterten haben schon von dieser Footballlegende gehört. Er ist schließlich mit 461 Siegen der erfolgreichste College-Coach in den USA. Diese Saison hat er seine 60ste Saison als Footballcoach und seine 56ste als Headcoach der St. John Johnnies beendet.
    Aber nicht seine Erfolge machen ihn zu meinem Vorbild, sondern sein Weg, wie er diese 461 Siege erreicht hat.

    John Gagliardi ist in erster Linie für seine "No"s bekannt. Über die Jahre haben er und seine Spieler eine Liste von 108 No's erstellt. Diese No's sind keine Regeln eher ein Codex. Jedes No ist eine Lektion die Coach John in all den Saisons gelernt hat. Die berühmtesten No's sind natürlich eben jene, die den traditionellen Vorstellungen von Football-Coaching am stärksten widersprechen:

    -No tackling (im Training)
    -No lengthy calisthenics (keine übertriebenen Aufwärmübungen)
    -No whistles
    -No blocking sleds
    -No playbooks



    Man kann über diese Methoden diskutieren, aber nicht über die Ergebnisse. Für mich sind diese No's nicht so was wie die Bibel für die Christen. Ich mache viele Dinge ähnlich, aber halt nicht alle, z.B. gibt es bei uns sehr wohl Tackling im Training und wir haben Playbooks, aber wir benutzen auch keine Blocking Schlitten oder eine Pfeife.

    Ein paar der "unbekannten" No's haben mich wesentlich mehr beeinflusst:

    -No single way to coach football
    -No worrying about being different or unique
    All die Dogmatiker in Footballdeutschland wollen immer wieder festlegen, was "richtiger" oder "schlechter" Football ist, aber das geht nicht. Jeder Mensch ist verschiedenen und so sind auch Footballteams und Footballcoaches unterschiedlich. Jeder muss seinen eigenen Weg im Football finden!

    -No surviving without humor
    Gerade in Footballdeutschland darf man sich selbst nicht zu ernst nehmen. Besonders wenn man in den bekannten Foren unterwegs ist.

    -No rules, except the Golden Rule
    Das wichtigste No: Du brauchst keine Regeln, wenn sich alle an die Goldene Regel halten! Behandele jeden so wie du behandelt werden möchtest

    Ich würde gerne mal John Gagliardi eine Woche oder einen Monat über die Schulter schauen und beobachten wie er sich jetzt, nach über 60 Jahren als Coach, mit Football auseinander setzt. Erfolg war nie sein Motor, sonst hätte er schon lange mit Football aufgehört. Das Lösen von Problemen treibt ihn an und die wird es immer in einem Footballteam geben.

    Ein wirklich gutes Buch über St. John's und John Gagliardi ist Sweet Season von Austin Murphy. Er dürfte eine Saison lang die Johnnies und Coach John begleiten und hat dabei sich, seine Familie und die wundervolle Welt des Division-3-Football wiederentdeckt.

    Eine letzte Anekdote über Gagliardi:
    Gagliardi, mittlerweile 82 Jahre alt, wird immer wieder gefragt, wann er in Ruhestand geht. Seine Antwort darauf ist: "I want my tombstone to read: I’d rather be coaching."

    Freitag, 15. Mai 2009

    SchanzerX schweigt...

    ...aber nicht mehr lange.

    In den letzten Tagen (Wochen) bin ich nicht zum Schreiben gekommen, weil ich, unter anderem, einfach zu faul war (siehe links!). Aber die Pause ist bald vorbei. Im Moment arbeite ich an einigen neuen Posts und werde diese in den nächsten Tagen veröffentlichen.

    Es geht weiter...

    Donnerstag, 16. April 2009

    Wie wär's mit 6-Man-Football?

    Im Verlauf einer netten E-Mail-Konversation mit Matthias Schmücker (Headcoach der Göttingen Generals) über unsere beiden Football-Teams und die normalen Probleme im Trainergeschäft wurde auch der 6-Man-Football angesprochen. Der 6-Man-Football - die Lösung vieler Probleme: 10 motivierte Leute pro Mannschaft und ein kleines Feld und schon kann man Football spielen. Wäre das nicht das perfekte Mittel damit Footballdeutschland auch in das letzte Kuhdorf am Ende der asphaltierten Straße expandieren kann?

    Halt, nicht so schnell. Was ist 6-Man-Football? Wie funktioniert er? Und wo kommt er her?

    Six-Man-Football kommt natürlich aus dem Mutterland des Footballs. 1934 hat ein Highschool Coach namens Stephen Epler aus Nebraska diese Art des Footballs eingeführt. Höchstwahrscheinlich hatte er einfach nicht genug Spieler, um mit 11 gegen 11 antreten zu können, also fand er einen Weg wie seine Jungs trotzdem spielen konnten. Wirklich populär wurde 6-Man-Football aber erst in Texas. Dieser riesige Flächenstaat hieß diese Variation 1938 willkommen und bereits im ersten Jahr starteten 55 Teams in den Spielbetrieb. Die Texaner lieben Football und durch den 6-Man-Football konnte jede Dorfschule ein Football-Team stellen, d.h. jede kleine Stadt hatte sein Football-Team, mit dem es sich identifizieren konnte. Immer mehr Schulen spielten 6-Man-Football, in den 1960ern waren es über 160. Trotz Landflucht und der allgemeinen Zunahme der Weltbevölkerung gibt es in Texas heutzutage immer noch ca. 110 Schulen, die 6-gegen-6 spielen. Außerdem spielen Highschools in Colorado, Montana, New Mexico, Nebraska und Kanada um die Ehre und State Championships. Ein weiterer Indikator für die Popularität des 6-Man-Footballs sind die beiden Erwachsenen-Verbände in Texas: die Texas Sixman Football Association und die Southeastern Christian Association of Sixman Football. Der bekannteste Spieler aus einer 6-Man-Football Highschool dürfte wohl Jack Pardee sein, der auch in der Hall of Fame der Texas 6-Man Coaches Association vertreten ist.

    6-Man-Football hat natürlich Regelanpassungen gegenüber dem 11-gg-11-Football, aber die sind weit weniger gravierend als man denken mag. Man könnte die 6-Man-Regeln sehr leicht nach Footballdeutschland importieren, da die Highschools in Texas genau wie wir nach den NCAA-Regeln spielen. Die University Interscholastic League (UIL) hat alle Änderungen hier veröffentlicht. Trotzdem hier mal ein kleiner Überblick:
    • Das Feld ist kleiner: 80 Yards (100 Yards mit Endzonen) lang und 40 Yards breit.
    • Die Offense muss 15 Yards für ein First Down überbrücken.
    • Alle Spieler dürfen einen Vorwärtspass fangen.
    • Der 'Quarterback' muss den Ball abgeben oder passen, sonst darf der Ball die Line-Of-Scrimmage nicht überqueren.
    • Ein Fieldgoals ist 4 Punkte wert, ein Extra-Point-Kick 2 Punkte und eine PAT-Coversion via Run oder Pass ist 1 Punkt wert.
    • Beim Snap müssen 3 Spieler an der Line-Of-Scrimmage stehen.
    • Gespielt werden 4x10 Minuten mit 2 Minuten Pause zwischen den Quartern und 15 Minuten Halbzeitpause

  • Grundsätzlich ist 6-Man-Football ein sehr schnelles Spiel, indem viele Punkte fallen.(Hier kann man die Ergebnisse von 2008 in Texas anschauen, darunter beispielsweise Star 90 vs. Gustine 64) Es ist am ehesten vergleichbar mit 5-on-5-Flag Football, hinzukommen eben die physischen Komponenten Blocken und Tacklen.
    Ich hab schon seit einiger Zeit folgendes Buch zu diesem Thema auf meiner Amazon-Merkliste: Six-Man Football: A Coach's and Player's Guide with a History of Championship Teams von C. H. Underwood. Das wird bei meiner nächsten Bestellung auf jeden Fall geordert.

    Kommen wir zurück zum ersten Absatz - Warum denke ich, dass 6-Man-Football sehr gut in Footballdeutschland reinpasst? Aus zwei Gründen: Basisarbeit und Zuschauergewohnheit.
    Wie wäre es, wenn es in vielen 1000-5000 Einwohnerstädtchen ein Footballteam gebe? Mehr Footballspieler und vor allem mehr Footballaktivisten, d.h. mehr Leute, die Football ins gesellschaftliche Gespräch rücken. Mehr Leute, die Sponsoren suchen, Lokalzeitungen anschreiben und mehr lustige Beiträge im Lokalfernsehen. Wenn es in jedem Dorf ein Footballteam gibt, dann wird aus der Freakshow etwas Alltägliches. Mehr Spieler bedeuten auch mehr mögliche Zuschauer bei höherklassigen Begegnungen, denn wie in den meisten Sportarten sind viele Aktive auch gleichzeitig Fans. Warum sind der Schützen- und Turnerbund unter den Top-5-Spitzenverbänden in Deutschland und Football nur auf Platz 42 (von 60)? Nicht weil Sportschießen und die Turnerbundesliga zur Prime Time im Fernsehen kommen, sondern weil es überall Schützen- und Turnvereine gibt (und natürlich auch weil beide Sportverbände etwas mehr als 30 Jahre auf dem Buckel haben). Um Football vom Rand der deutschen Sportwelt zu holen, muss man ihn in die Mitte der Gesellschaft pflanzen und das funktioniert nicht durch Stärkung der Elite, sondern durch Erschließung einer bisher nicht bekannten Basis.

    Außerdem ist 6-Man-Football genau die Art von Football, die laut landläufiger Meinung, die unbedarften Zuschauer sehen wollen: Wide-Open-Big-Play-Football. 6-Man-Football ist ähnlich wie Basketball schell, aber übersichtlich. Ich glaube kaum, dass alle BBL-Fans die kompletten Regeln und Taktiken von Basketball kennen oder verstehen, aber das ist egal, denn man kann sich auch so begeistern. 6-Man-Football funktioniert ähnlich: Big-Plays und Big-Hits passieren oft und man kann sie jederzeit sehen. Egal ob man versteht, wie Football funktioniert oder nicht, die Dynamik reißt einen mit. Kann man die Leute begeistern, dann bleiben sie einem wahrscheinlich auch erhalten und dann setzen sie sich auch eher mit den Regeln auseinander.

    Ob wir in Deutschland jemals 6-Man-Football im Ligabetrieb spielen, hängt von einer Menge Faktoren ab: Zustimmung durch den Verband und die Schiedsrichtervereinigung, interessierte Teams und allgemeine Akzeptanz durch die Football-Gemeinschaft. Gedanken wie "Das ist kein richtiger Football!" müssen endlich raus aus den Köpfen. Die NFL hat zwar den Football in Deutschland geprägt, aber sie darf unsere Entwicklung nicht erdrücken. Vielleicht brauchen wir ein paar neue Ideen jenseits von TV-Formaten und PR-Beratern, um Football bekannter zu machen. Die Frage bleibt: Sind wir dafür bereit?

    Ein Zitat aus dem ESPN-Artikel (siehe unten):
    "Football is football," Campbell said. "Blocking. Tackling. If you have football instincts, you'll pick it up.

    Mehr zum Thema 6-Man-Football:
    sixmanfootball.com
    Texas 6-Man Coaches Association
    Six-man thrives in rural towns

    Montag, 6. April 2009

    Sind Punts überflüssig?


    "When in doubt - punt!"

    Eine Footballweisheit vom großen John Heisman (der Mann, der, laut TMQ, seine eigene Trophäe nicht gewinnen würde, weil er Offense-Liner war). Eine Weisheit, die ich heute etwas näher betrachten möchte. Wenn man die Überschrift liest, könnte man meinen ich will John Heisman widersprechen, aber nein so anmaßend könnte ich niemals sein. Aber der Football hat sich verändert und damit auch seinen Taktiken.


    John Heisman war Footballcoach von 1892-1927, er hat nach den alten Regeln gecoacht ("Flying Wedge") und nach den modernen Regeln (Line of Scrimmage, Downs etc.), aber dennoch war sein Football ganz anders als unser Football.
    In der Zeit von John Heisman war die Offense klar im Nachteil: man durfte nicht mit Händen blocken, ein Incomplete Pass resultierte in einem Loss of Down usw. Der Ball wurde nur wenig bewegt, es gab kaum lange Drives. Zu der Zeit hat man Position-Football gespielt - ein Drive musste nicht mit Punkten enden, sondern das gegnerische Team in eine schlechte Feldpositionen bringen. Damals war der Quick-Kick eine Standard-Taktik und daher kommt auch der Spruch: "When in doubt - punt!". Gab die gegnerische Defense keinen Anhaltspunkt, welches Play funktionieren könnte, dann hat der Tailback den Ball gepuntet, egal welches Down gerade gespielt wurde. Der reine Ballbesitz hatte wesentlich weniger Wert als die Feldposition. Der Punt oder Quick-Kick war auch kein Spielzug mit einem Verteidigungsgedanken, niemand wäre auf die Idee gekommen es als "Befreiungsschlag" zu betrachten. Der Punt war eine Angriffstaktik, um das gegnerische Team unter Druck zu setzen. Das Austauschen von Punts war ein übliches Mittel, um Raumgewinn zu erzielen. In der damaligen Zeit gehörte der Überraschungsmoment zum Punt, es war Teil des Gameplans beim ersten, zweiten, dritten oder vierten Down zu punten.
    Heute wird das Zitat: "When in doubt - punt!" meist nur noch auf die Situation bezogen, wenn man als Coach nicht weiß, ob man beim 4. Versuch punten oder dafür gehen soll.


    Punt beim 4. Versuch mit Überraschungsmoment

    Wie schaut der Football heute aus? Ganz klar, die Regeln bevorteilen die Offense. Teams bewegen den Ball; 300-500 Yards Offense pro Spiel sind keine Ausnahme sondern eher Durschschnitt. Es gibt jede Menge Shootouts (erinnern wir uns an das Stuttgart Scorpions - Saarland Hurricanes Spiel von 2005 mit dem Endergebnis 83:60). Grundsätzlich kann man von jeder Startposition aus punkten. Der Football von heute ist Possession-Football - jeder Ballbesitz ist wertvoll, eigentlich ist jedes Down wertvoll, wer würde heute auf die Idee kommen beim 3. Versuch zu punten? Wir spielen natürlich nicht Possession-Football in Reinform - die Mischung aus Possession und Position ist von Team und Team unterschiedlich. Teams mit guter Offense und schlechter Defense sind fast reine Possession-Football-Teams: sie punkten mit dem eigenen Drive und können den Gegner selten oder gar nicht stoppen. Wer auch immer letzten Drive macht gewinnt. Im Gegensatz dazu die Position-Football-Teams: sehr gute Defense und rudimentäre Offense. Diese Teams halten den Gegner bei unter 10 Punkten und punkten selber nur, wenn sie den Ball vor der gegnerischen Endzone bekommen.
    Allerdings scheint den wenigsten Teams bewusst zu sein, welche Gewichtung in ihrer Spielart vorherrscht. Ich will mal kühn behaupten, dass 90% aller Teams beim 4. Versuch punten (4. & kurz und Aufholjagds nicht mitgerechnet). Es scheint so, dass viele Teams gerne ihren 4. Versuch aufgeben und den Ball punten, bzw. den Überraschungsmoment eines Quick Kicks aufgeben, nur weil...ja, weil man halt beim 4. Versuch puntet. Grundsätzlich sollte jedes Team während der Saison statistisch überprüfen, ob sich ein Punt beim 4. Versuch überhaupt lohnt:
    Wieviele Yards macht man im Schnitt? - Mehr als man für ein First Down braucht -->kein Punt!
    Mit welcher prozentualen Häufigkeit punktet der Gegner von der eigenen 20-Yard-Linie, von der Mittellinie, von der gegnerischen 20-Yard-Linie? - Die Unterschiede bewegen sich im 10%-Rahmen -->kein Punt.
    usw.


    Ich glaube, dass Teams mit einer sehr guten Offense überhaupt nicht punten sollten. Man setzt den Gegner viel mehr unter Druck, wenn er wirklich 4 Versuche verteidigen muss, d.h. er darf pro Versuch nicht mehr als 2.4 Yards im Schnitt zulassen, um die Offense zu stoppen. Natürlich kann das auch mal schief gehen und man überlasst dem Gegner den Ball in aussichtsreicher Position, aber auf lange Sicht wird man ohne Punts erfolgreicher sein, da man einfach länger den Ball hält und die Uhr kontrolliert.
    Im Umkehrschluss sollten Teams mit schlechter Offense und guter Defense auch mal den Ball per Quick Kick beim 2. oder 3. Versuch punten. Wenn man keine 3.3 bzw. 2.5 Yards im Schnitt macht, dann sind First Downs eher Mangelware und man muss auf Feldposition hoffen, um zu punkten! Ein 3. und 10 in der eigenen Hälfte ist das perfekte Down für ein Quick Kick, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit mit einem Spielzug 10 Yards zu überbrücken, wenn man vorher mit 2 Versuchen nicht mal ein einziges erzielt hat?
    Egal, ob man kaum oder beim 3. Versuch puntet, als Coach bietet man mit so einer Taktik jede Menge Angriffsfläche für Kritik. Statistisches Fundament hin oder her, wenn man Footballdogmen in Frage stellt, dann braucht man auch "Balls".

    Punts sind vielleicht nicht überflüssig, aber Punts beim 4. Versuch sind unnötig. Warum den Ball wegtreten, wenn der Gegner damit rechnet und seinen besten Mann hinterstellt?

    Mehr zu diesem Thema: "Arkansas coach punts traditional game plan"

    Montag, 30. März 2009

    Der Wilson AFVD Spielball

    Alle Herren-Footballteams in Deutschland müssen ihn benutzen: den Spielball mit AFVD-Logo von Wilson.
    Warum?
    Laut BSO: "Als Spielball ist nur die Verwendung des offiziellen Spielballs des AFVD zulässig". Aber wer bestimmt den offiziellen Spielball?
    "Ausführungsbestimmungen hierzu erlässt das Präsidium des AFVD".. Laut BSO meldet das Präsidium der internen BSA, ob so ein Spielball für das nächste Jahr festgelegt wurde. Tja, aber warum wird es jedes Jahr wieder der Spielball von Wilson?

    Vor ein paar Jahren hat ein bayrischer Verein ( ich weiß nicht mehr welcher) beim bayrischen Verband (AFVBY) angefragt, was der offizielle Verkaufspreis für den offiziellen Spielball ist, da man überall im Internet den Ball kaufen kann, aber die Preise enorm variieren (z.B. amazon.de - 99,95 EUR und HallofFame.de - 75 EUR). Daraufhin wandte sich der AFVBY an den AFVD und wollte den Vertrag mit Wilson einsehen. Nur im Leitbild des AFVD findet man viele Wörter aber nicht den Ausdruck: Transparenz und so verlief die Geschichte im Sande.

    Die Frage aber bleibt: "Wer profitiert von dem Vertrag mit Wilson?". Bekommt der AFVD jährlich Geld von Wilson? Bekommt der Vertragsunterzeichner Geld von Wilson? Wenn ja, wie viel Geld und was passiert mit dem Geld? Genau wie der bayrische Verband, würde ich auch gerne mal den Vertrag sehen. Der beinhaltet bestimmt die eine oder andere Überraschung.

    Vielleicht sollten wir mal den Antrag stellen, dass ein Ball von Nike oder Spalding der offizielle Spielball wird, nur damit auch ein paar andere Firmen etwas Geld am deutschen Football verdienen.

    Mittwoch, 25. März 2009

    Wer importiert die "Wildcat" nach Footballdeutschland?

    Deutscher Football ist Copy-Cat Football.
    Ok, sind wir fair: Football lebt grundsätzlich vom Kopieren. Im Football wird selten etwas "erfunden", meistens werden Konzepte nur "gefunden" und übernommen. Egal wie innovativ etwas erscheint, in den meisten Fällen gab es so was schon mal, wurde vergessen und wieder entdeckt.
    Nehmen wir die hochmoderne Shotgun-Spread-Offense als Beispiel. Vor ein paar Jahren gab es einen Artikel über Texas Tech's Air-Raid-Offense mit dem Titel "Offense of the Future", jetzt scheint jedes College-Team Shotgun-Spread-Plays im Playbook zu haben. Also könnte man meinen:"Tja, Texas Tech hat es erfunden und alle anderen kopieren es." Nein, Mike Leach (Headcoach von Texas Tech) hat sich auch nur bei "alten" Systemen wie der Run-And-Shoot bedient. Also sind Tiger Ellison und Mouse Davis die Väter der modernen Spread-Offense? Oder haben sie nur die Ideen von TCU-Coach Dutch Meyer verfeinert. Dutch Meyer hat 1952 das Buch "Spread Formation Football" veröffentlicht. In seinem Werk beschreibt er seine Form von Single Wing Offense, die auch als TCU Spread bekannt ist. Aber schon vor 57 Jahren schreibt Dutch Meyer in seiner Einleitung: "Spread formations are not new to football."

    Kommen wir zurück zum eigentlichen Thema: die "Wildcat" in Deutschland. Jedes, gute "Trickplay" wird gerne nachgemacht und die "Wildcat" war das Gimmick der NFL Saison 2008/2009. Man nehme einen Running Back und snappe ihm direkt den Ball zu und fertig ist die "Wildcat".Nein, ich möchte jetzt nicht die Geschichte der Wildcat "aufrollen", dass überlasse ich lieber Hugh Wyatt: Father Of The Wildcat.
    Das "Wildcat"-Konzept hat schon länger einen Fuß in der deutschen Tür (z.B. dürfte Kelvin Love in Braunschweig immer mal wieder hinter dem Center stehen), aber die breite Masse der Wald-und-Wiesen-Vereine ist noch nicht im "Wildcat-Fieber"...NOCH nicht! Ich werde diese Saison die Augen offen halten und nach den drei typischen Direct-Snap-Plays suchen:


    Wie sollte man also ein "Wildcat"-Package in seine Offense einbauen?
    Grundsätzlich sollte man überlegen, welche Direct Snap Formation man benutzen will -Spread oder Tight / Ein-Mann-Backfield oder Loaded Backfield. Dann muss man überlegen aus wie vielen Plays das Paket bestehen soll. Meiner Meinung nach sollten es mindestens die drei obigen Plays sein. Zusätzlich kann man noch ein Reverse oder Counter und schnelles Pass-Play (z.B. Bubble Screen oder Slant-Swing Kombination) einbauen. Man muss nur aufpassen, dass die "Wildcat" nicht zur Base-Offense wird...fragt die Göttingen Generals, wie Footballdeutschland über ein Single Wing Team denkt. Nimmt man allerdings zu wenige Spielzüge oder nur einen, dann gibt man der gegnerischen Defense eine schöne Tendenz und die "Wildcat" verliert ihren Schrecken.

    Ein guter Start in die "Wildcat" ist das Studium einiger (erschwinglicher) Direct-Snap-Standardwerke:
    Coaching the Single Wing Offense von Jim Ahern
    Winning Single Wing Football von Dr. Ken Keuffel
    The New TCU Spread von Ted Seay
    (Der Internet-Football-Guru Ted Seay bietet seine Playbooks umsonst an.)

    Ich werde auf jeden Fall das Thema "Wildcat" dieses Jahr mit meiner Defense besprechen, denn falls der RB hinter dem Center steht, möchte ich, dass die Jungs wissen was sie erwartet.

    Kommen wir noch mal zum Copy-Cat-Football zurück. Das ist mein Flagteam bei einem 7on7-Hallenturnier im Jahr 2006:


    Sieht aus wie eine "Wildcat", aber ist es eigentlich nicht. Zu Beginn des Jahres 2006 hatte ich die Jugend der Göttingen Generals die TCU Spread von Ted Seay spielen sehen und das hat mir sehr gefallen, also hab ich es übernommen und für Flag Football angepasst.
    Tja, jeder klaut und verändert...das ist der Motor der Evolution im Football. Die "Wildcat" muss einfach in Footballdeutschland auftauchen...

    Dienstag, 24. März 2009

    Wer?

    SchanzerX ist ein "Schanzer" - ein Ingolstädter!
    Ich bin zwar nicht in Ingolstadt geboren, aber ich bin im Herzen Bayerns aufgewachsen und fühle mich mit der wundervollen Stadt an der Donau tief verbunden. Mein Pseudonym ist eine Hommage an meine (Wahl-)Heimat. Das Interesse und die Liebe zum Football begann in Ingolstadt, lange nachdem die Ingolstadt City Sharks existierten und lange bevor die Ingolstadt Dukes gegründet wurden.

    Mit dem organisierten Football begann ich vor 10 Jahren bei den Nürnberg Packers. Seitdem hatte meine Reise durch Footballdeutschland ein paar kleine Stops und Kreuzungen, aber brachte mich letztendlich zu den Erlangen Sharks und den Nürnberg Rams. Letztes Jahr habe ich nach 10 Jahren als Flag Football Trainer mein Clipboard an den Nagel gehängt und bin zurzeit "nur noch" Coach des Herrenteams in Erlangen.

    Bevor ich es vergesse: SchanzerX heisst mit bürgerlichem Namen Jens Löschke.

    Samstag, 21. März 2009

    Warum?

    Die deutsche Footballsaison 2009 steht vor der Tür. Ein perfekter Zeitpunkt mit einem kleinen Blog über mein Lieblingsthema zu beginnen.

    Wir in Deutschland haben eine kleine Football-Community und bis jetzt gibt es auch nur eine kleine Runde an deutschen Blogs über (deutschen) Football. Tja, also hab ich mir gedacht: "Hopp, jetzt schmeiß ich mal nen Blog in die Runde!"

    Als Leser meines Blogs dürft ihr natürlich auch interaktiv an dem Ganzen teilhaben und eure Kommentare hinterlassen, schließlich ist das hier Web 2.0 - jeder darf mitmachen und wenn mir die Kommentare net passen, dann lösch ich sie...oder bin einfach beleidigt!

    Wie dem auch sei, ich bin mal gespannt, was aus diesem Projekt wird.