Ok, sind wir fair: Football lebt grundsätzlich vom Kopieren. Im Football wird selten etwas "erfunden", meistens werden Konzepte nur "gefunden" und übernommen. Egal wie innovativ etwas erscheint, in den meisten Fällen gab es so was schon mal, wurde vergessen und wieder entdeckt.
Nehmen wir die hochmoderne Shotgun-Spread-Offense als Beispiel. Vor ein paar Jahren gab es einen Artikel über Texas Tech's Air-Raid-Offense mit dem Titel "Offense of the Future", jetzt scheint jedes College-Team Shotgun-Spread-Plays im Playbook zu haben. Also könnte man meinen:"Tja, Texas Tech hat es erfunden und alle anderen kopieren es." Nein, Mike Leach (Headcoach von Texas Tech) hat sich auch nur bei "alten" Systemen wie der Run-And-Shoot bedient. Also sind Tiger Ellison und Mouse Davis die Väter der modernen Spread-Offense? Oder haben sie nur die Ideen von TCU-Coach Dutch Meyer verfeinert. Dutch Meyer hat 1952 das Buch "Spread Formation Football" veröffentlicht. In seinem Werk beschreibt er seine Form von Single Wing Offense, die auch als TCU Spread bekannt ist. Aber schon vor 57 Jahren schreibt Dutch Meyer in seiner Einleitung: "Spread formations are not new to football."
Kommen wir zurück zum eigentlichen Thema: die "Wildcat" in Deutschland. Jedes, gute "Trickplay" wird gerne nachgemacht und die "Wildcat" war das Gimmick der NFL Saison 2008/2009. Man nehme einen Running Back und snappe ihm direkt den Ball zu und fertig ist die "Wildcat".Nein, ich möchte jetzt nicht die Geschichte der Wildcat "aufrollen", dass überlasse ich lieber Hugh Wyatt: Father Of The Wildcat.
Das "Wildcat"-Konzept hat schon länger einen Fuß in der deutschen Tür (z.B. dürfte Kelvin Love in Braunschweig immer mal wieder hinter dem Center stehen), aber die breite Masse der Wald-und-Wiesen-Vereine ist noch nicht im "Wildcat-Fieber"...NOCH nicht! Ich werde diese Saison die Augen offen halten und nach den drei typischen Direct-Snap-Plays suchen:
Wie sollte man also ein "Wildcat"-Package in seine Offense einbauen?
Grundsätzlich sollte man überlegen, welche Direct Snap Formation man benutzen will -Spread oder Tight / Ein-Mann-Backfield oder Loaded Backfield. Dann muss man überlegen aus wie vielen Plays das Paket bestehen soll. Meiner Meinung nach sollten es mindestens die drei obigen Plays sein. Zusätzlich kann man noch ein Reverse oder Counter und schnelles Pass-Play (z.B. Bubble Screen oder Slant-Swing Kombination) einbauen. Man muss nur aufpassen, dass die "Wildcat" nicht zur Base-Offense wird...fragt die Göttingen Generals, wie Footballdeutschland über ein Single Wing Team denkt. Nimmt man allerdings zu wenige Spielzüge oder nur einen, dann gibt man der gegnerischen Defense eine schöne Tendenz und die "Wildcat" verliert ihren Schrecken.
Ein guter Start in die "Wildcat" ist das Studium einiger (erschwinglicher) Direct-Snap-Standardwerke:
Coaching the Single Wing Offense von Jim Ahern
Winning Single Wing Football von Dr. Ken Keuffel
The New TCU Spread von Ted Seay
(Der Internet-Football-Guru Ted Seay bietet seine Playbooks umsonst an.)
Ich werde auf jeden Fall das Thema "Wildcat" dieses Jahr mit meiner Defense besprechen, denn falls der RB hinter dem Center steht, möchte ich, dass die Jungs wissen was sie erwartet.
Kommen wir noch mal zum Copy-Cat-Football zurück. Das ist mein Flagteam bei einem 7on7-Hallenturnier im Jahr 2006:
Sieht aus wie eine "Wildcat", aber ist es eigentlich nicht. Zu Beginn des Jahres 2006 hatte ich die Jugend der Göttingen Generals die TCU Spread von Ted Seay spielen sehen und das hat mir sehr gefallen, also hab ich es übernommen und für Flag Football angepasst.
Tja, jeder klaut und verändert...das ist der Motor der Evolution im Football. Die "Wildcat" muss einfach in Footballdeutschland auftauchen...
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